Literarische Kurse
Fernkurs-Tipps

Hier finden Sie vom Team der Literarischen Kurse zusammengestellte Informationen und Hinweise rund um den aktuellen Fernkurs »lyrikLESEN«:


Lese-Tipp im Juli 2024

Michael Hammerschmid. was keiner kapiert
Jungebrunnen 2024

Wer Michael Hammerschmid liest, muss sich auf Verschiedenes und Immerneues gefasst machen. Hat er erst in seinem letzten Band „stopptanzstill!“ Wiener Tierfiguren in seine Lyrik geschmeichelt und dabei die Hauptstadt in Maßeinheiten von Walen und Spatzen, Krokodilen und Wasserspeiern kartographiert (lesen Sie Heidi Lexes Rezension zu „Stopptanzstill!“ in unserem Lesetipp von Dezember 2023: https://www.literarischekurse.at/lesetipps.htm), ist es nun das Innerste, das auf eine lyrische Karte gespannt wird. Der aktuelle Lyrikband „was keiner kapiert“, unternimmt den Versuch, das „ich“ zu fassen; ein Unternehmen, das doch eigentlich scheitern muss. Doch vom Scheitern kann in Michael Hammerschmids poetischem Nachsinnen nicht die Rede sein. Ganz im Gegenteil: eben dort, wo das „ich“ durch alle Netze schlüpft, zeigt sich seine Komplexität:


no chance


[…]
ich bin nie so
merkgescheit wie du
doch schnell wie
ein nu und klein
bist du und gross
bin ich durch mich
und dich verläuft
ein strich und noch
einer und nochundnoch
denn selbst mit mir
bin ich nicht gleich
bin alt und jung
und fremd und weich
und tobend lieb
und schrecklich nichts
das biegt und schiebt
und streicht den strich
doch sicherlich
das hoffe und das fürchte
ich. […]


(S. 27)


Zwischen Zeilensprüngen scheint sich das „ich“ in seiner Selbstfindung immer wieder neu zu orientieren und in den Abgleich mit dem „du“ zu setzen. In seinem Stakkato der Gegensätzlichkeiten werden wir Lesenden staunend dieser Metamorphose gewahr und erinnern dank Michael Hammerschmids Wortkunst die Wandelbarkeit der Jugend wieder, die zwischen Suchen und vorläufigem Finden changiert. An anderer Stelle sind es bewusstseingeströmte konkrete Lebenssituationen, die das „ich“ in seinem sozialen Umfeld verdichten. Der Partybesuch wird so zum allgegenwärtigen Dröhnen:


Party


unter leute getaucht
durch den raum die
worte die blicke vor-
bei gekratzt und an-
geeckt nicht da und
dort doch weiter-
gerudert durch den
plunder  […]


(S. 43)

Ganz in Blau illustriert ist der Band von Barbara Hoffman, die – wie die Poesie selbst – einmal konkreter, dann wieder in musterhafter Abstraktheit Bildausdruck findet für Michael Hammerschmids Wörterbilder. In Kombination ergibt sich daraus die Lektüre eines genüsslichen Durcheinanders, das Gedanken heranträgt und dann schmetterlingsgleich abflirren lässt und wir können verweilen oder auch leichtherzig über die kurz- und kürzesten Gedichte hinwegstreichen, die hier vor uns liegen. Michael Hammerschmid ist mit dem Band eine Sammlung an Ein- und Innerstblicken gelungen, die als Lyrikbuch sowohl für die leseerprobte Jugend poetische Ballungsräume bereithält, als auch ein lyrisch schon gereifteres Publikum zu überraschen bereit steht.  

Besuchen Sie doch die Webseite Autors für weitere Infos: www.michaelhammerschmid.com

Iiris gassenbauer

 

 

 


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Online-Tipps

 

poesiegalerie

Die österreichische Lyrikszene lebt! Den Beweis dazu liefert die wunderbare und 2018 gegründete poesiegalerie, die sich als Podium für die Präsentation der Vielfalt zeitgenössischer Lyrik in Österreich und als Forum für Information, Austausch und Vernetzung versteht. Hier finden Sie nicht nur wöchentlich neue Leseanregungen, sondern auch Werkstattgespräche, Interviews, Schreibimpulse und Rück- und Ausblicke in das rege und vielfältige österreichische Lyrikschaffen.


Hier geht’s zur Webseite der poesiegalerie: Home - Poesiegalerie

 

 


 

Lyrik am Mittag

Zum Mittagessen kommt hier neben einem Butterbrot, einer schnellen Portion Nudeln mit Gemüse oder einer wärmenden Suppe auch ein Häppchen Lyrik mit auf den Tisch! Die Sendung „Lyrik am Mittag“ des SRF sendete eine tägliche „Ration an formvollendeten Gedanken. Lyrik aus der ganzen Welt - Original mit den Stimmen der Autorinnen und Autoren und in deutscher Übersetzung“ Nachzuhören im Audio & Podcastpool des SRF. Ein köstlicher Aperitif, der auch zum Betthupferl umfunktioniert werden kann.


Im Februar-Online Tipp geht es also um originale Stimmen aus aller Welt und um die Vielseitigkeit und das große Spektrum, das Lyrik in sich trägt. Wir wünschen viel Vergnügen damit!


Hier geht’s zum lyrischen SRF Podcast: Lyrik am Mittag - Audio & Podcasts - SRF

 

 


 

Kanal für Poesie

Poetische Filme zelebrieren, Lyrik mit Autor*innen im Schaufenster betrachten oder mit der Podcast-Reihe „Nach dem Gedicht / After the Poem“ in den Ohren den Tag verbringen – das alles und mehr bietet der Kanal für Poesie vom Haus für Poesie (vormals literaturWERKstatt berlin).


Wir möchten Sie im Jänner dazu einladen, die vielseitigen Angebote des Kanals für Poesie zu erkunden – von Autor*innenreflexionen über das Selbst im Gedicht und die Schreibenden, die zuvor kamen bis hin zu Besprechungen konkreter Gedichte überraschen die Inhalte in ihrer Möglichkeit der Vertiefung. Wir wünschen anregende Entdeckungen und spannende poetische Fundstücke!


Hier geht’s zum Kanal für Poesie: https://www.kanalfuerpoesie.org/

 

 


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Link-Sammlung

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