Literarische Kurse
Fernkurs-Tipps

Hier finden Sie vom Team der Literarischen Kurse zusammengestellte Informationen und Hinweise rund um den aktuellen Fernkurs »lyrikLESEN«:


Lese-Tipp im September 2024

Florian Weiß und Lucia Jay von Seldeneck: Was eine Kiefer ist. Geschichten aus der botanischen Welt

Kunstanstifter 2024

Sie sind unser ewiges Zuhause.
Sie zeigen uns jeden Tag, dass alles mit allem verbunden ist.
Dass sie die Verbindung sind.
Und in jeder Geschichte in diesem Buch schwing es ja mit: Sie, die Pflanzen, sind sowieso.

Und sie sind auch der Grund, warum wir als Leser*innen überhaupt ein Buch in Händen halten können. Denn, so viel ist gewiss, ohne Pflanzen keine Bäume, kein Papier und ergo keiner Bücher. Grund genug also, ein Sachbuch über Pflanzen genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber die Kröte des Monats rein als Sachbuch zu bezeichnen wäre vollkommen verkürzt… Aber alles der Reihe nach. Beginnen wir bei den Basics und einem Steckbrief dieses Buches:

Ein Sachbuch über Pflanzen, wie es dieses auf den ersten Blick zu sein scheint, braucht zunächst ein Ordnungssystem: Wissenschaftlicher Name, Aussehen, Vorkommen, Status. So weit so gut. Was weniger klassisch für ein Sachbuch über Pflanzen ist, sind etwa der hier vorangestellte Text, der zugleich auch das Vorwort bildet oder die Kategorie des Songs. Und darin liegt der besondere Reiz dieses hochwertig gemachten Buches: 26 Pflanzen aus der ganzen Welt finden hier zusammen und zu ihnen 26 erzählende, erklärende oder auch lyrische Texte, die ein Stück weit Literaturgeschichte nachzeichnen, dabei aber auch gesellschaftspolitische und historische Aspekte in den Blick nehmen.

Wussten Sie zum Beispiel, dass der Klatschmohn, im englischen Poppy genannt, als Erinnerungszeichen für den ersten Weltkrieg steht, da das Gedicht „In Flanders fields the poppies blow / between the crosses, row on row“ zu den bekanntesten lyrischen Werken aus dieser Zeit zählt?
Damit verwoben werden bionische Vorbilder und Naturmaterialien, die sich der Mensch über Jahrhunderte hinweg zu Nutzen gemacht hat. Der Kork beispielsweise, so erfahren wir, wird nicht nur für die Herstellung von Flaschenverschlüssen oder Geldbörsen verwendet, sondern diente auch als Material für ein Kleid von Lady Gaga.

Dieserart entsteht ein regelrechtes Kaleidoskop an Pflanzen, die in ihrer Ganzheitlichkeit im Sinne einer kulturgeschichtlichen Aufladung textlich und illustratorisch skizziert werden. Dabei werden gängige Pflanzen wie etwa die Rose oder der Apfelbaum guten Gewissens außen vorgelassen und stattdessen auf ungewöhnlichere Beispiele wie Heilkräuter, Kakteen, Golftange oder Cocastrauch fokussiert und die Wunderwelt rund um diese Pflanzen ergründet. Jedem Gewächs werden dabei zwei Doppelseiten gewidmet, auf denen in luftigem Layout die biologischen Hardfacts der Pflanzen mit der kulturellen Welt der Menschen und dem Nutzen für unser Leben in Einklang gebracht werden. So vielfältig wie die Pflanzen, die hier portraitiert werden, sind die Texte, in denen je eine genannte Pflanze zum Star wird: Ob Hildegard von Bingen (Farne), eine Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg (Torfmoose) oder ein Schwank aus einem Konferenzzimmer einer Werbeagentur in Detroit (Fingerhut). In den kuratierten Texten wird deutlich, wie omnipräsent – auch in unserem Sprachgebrauch – Pflanzen sind. 

Omnipräsent sind in diesem Buch auch die feingliedrigen Illustrationen von Florian Weiß, der dafür eine Punktiermaschine nach dem Vorbild eine Tätowiermaschine eingesetzt hat. Die genutzte Farbpalette orientiert sich dabei ganz an der Natur. Neben Aquarellfarben kommen allerlei Natursäfte zum Einsatz: Ob Erde, Pflanzenextrakte, Wein, Kaffee, verschiedene Gewürze oder sogar Blut. Die Bezeichnung eines Natursachbuches ist hier also auch in der Farbgebung Programm. Die portraitierten Pflanzen werden dabei unterschiedlich in Szene gesetzt: in kleinen schwarz-weiß-Vignetten, detailgetreuen Abbildungen von Blüten, Blättern, Stängeln und Stämmen und großflächigen, manchmal sogar seitenfüllenden Illustrationen. In diesen finden nicht nur Entwicklungsstadien der Pflanzen ihren Platz, sondern entsprechend zur Textsortencollage schafft der Künstler ein mehrteiliges Gesamtbild, in dem kulturgeschichtliche Aspekte und die Bedeutung der Pflanze für den Menschen gekonnt ineinander verflochten werden. Fast wie alte Bildtafeln oder historische Bestimmungsbücher anmutend geben die Bilder einen fein kolorierten Einblick in die Fülle an Bedeutungen einer einzelnen Blume, Pflanze, Blüte. Dabei erinnert das Buch auch an Linda Wolfgrubers „Die kleine Waldfibel“, 2020 ebenfalls bei Kunstanstifter erschienen.

Aus österreichischer Perspektive ist natürlich eine Blüte besonders interessant: Das Alpen-Edelweiß, das heute stark gefährdet und einst von Kaiser Franz Joseph I. für seine Sisi am Großglockner gepflückt wurde (so erzählt es zumindest die Legende). Zudem verkörpert es Werte wie Liebe, Mut, Treue und Gemeinschaft.

Am Ende des Buches haben wir als Leser*innen viel gelernt: Unter anderem auch, dass es in Spitzbergen in den Tiefen des Permafrosts eine Samendatenbank gibt, die mit 1. September 2023 1.255.332 Saatgutproben aus 99 Genbanken mit insgesamt 6.120 Arten von Pflanzen beheimatet, die das Überdauern der Pflanzenwunderwelt unserer Erde sichern sollen. Und mit dem Zitat „We hope that the seeds that are stored here are never needed.“ Dafür gilt es Sorge zu tragen, denn wie eingangs erwähnt wurde:

Sie sind unser ewiges Zuhause.
Sie zeigen uns jeden Tag, dass alles mit allem verbunden ist.

Für alle jene, die sich auch musikalisch mit den Pflanzen in diesem Buch verbinden wollen, steht auf Spotify eine Playlist bereit, die alle Songs versammelt, die von der Autorin assoziativ zu den Pflanzen im Steckbrief angeführt werden: https://open.spotify.com/playlist/01WpaAFJl1xErKs7zahv68?si=d120ddc9b48a485d&nd=1&dlsi=957b738fcc484910.So mit (mindestens!) einem Ohrwurm versorgt, etwa „Ein kleiner grüner Kaktus, steht draußen am Balkon …“, lässt es sich beschwingt durch dieses wunderbare Buch blättern und einen Teil der irdischen Pflanzenwelt ergründen.

Alexandra Hofer

Wissenschaftlicher Name: Sachbuch
Familie: Literatur
Aussehen: 132 Seiten stark, fest gebunden, mit weinrotem Leinenbändchen und Prägung auf dem Cover
Lebensraum: Bibliotheken von Menschen, die hochwertige Bücher lieben
Status: druckfrisch
Einordnung: Kunstbuch, Sachbuch, Lexikon …
Songs: Frogs, Frösche (zugegeben: Lieder über Kröten gibt es nicht allzu viele …)

Dieser Lesetipp ist zugleich die STUBE Kröte des Monats September 2024.

Wenn Sie noch mehr STUBE Kröte des Monats Tipps lesen wollen, dann besuchen Sie die Webseite der STUBE unter: STUBE

 

 

 


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Online-Tipps

 

poesiegalerie

Die österreichische Lyrikszene lebt! Den Beweis dazu liefert die wunderbare und 2018 gegründete poesiegalerie, die sich als Podium für die Präsentation der Vielfalt zeitgenössischer Lyrik in Österreich und als Forum für Information, Austausch und Vernetzung versteht. Hier finden Sie nicht nur wöchentlich neue Leseanregungen, sondern auch Werkstattgespräche, Interviews, Schreibimpulse und Rück- und Ausblicke in das rege und vielfältige österreichische Lyrikschaffen.


Hier geht’s zur Webseite der poesiegalerie: Home - Poesiegalerie

 

 


 

Lyrik am Mittag

Zum Mittagessen kommt hier neben einem Butterbrot, einer schnellen Portion Nudeln mit Gemüse oder einer wärmenden Suppe auch ein Häppchen Lyrik mit auf den Tisch! Die Sendung „Lyrik am Mittag“ des SRF sendete eine tägliche „Ration an formvollendeten Gedanken. Lyrik aus der ganzen Welt - Original mit den Stimmen der Autorinnen und Autoren und in deutscher Übersetzung“ Nachzuhören im Audio & Podcastpool des SRF. Ein köstlicher Aperitif, der auch zum Betthupferl umfunktioniert werden kann.


Im Februar-Online Tipp geht es also um originale Stimmen aus aller Welt und um die Vielseitigkeit und das große Spektrum, das Lyrik in sich trägt. Wir wünschen viel Vergnügen damit!


Hier geht’s zum lyrischen SRF Podcast: Lyrik am Mittag - Audio & Podcasts - SRF

 

 


 

Kanal für Poesie

Poetische Filme zelebrieren, Lyrik mit Autor*innen im Schaufenster betrachten oder mit der Podcast-Reihe „Nach dem Gedicht / After the Poem“ in den Ohren den Tag verbringen – das alles und mehr bietet der Kanal für Poesie vom Haus für Poesie (vormals literaturWERKstatt berlin).


Wir möchten Sie im Jänner dazu einladen, die vielseitigen Angebote des Kanals für Poesie zu erkunden – von Autor*innenreflexionen über das Selbst im Gedicht und die Schreibenden, die zuvor kamen bis hin zu Besprechungen konkreter Gedichte überraschen die Inhalte in ihrer Möglichkeit der Vertiefung. Wir wünschen anregende Entdeckungen und spannende poetische Fundstücke!


Hier geht’s zum Kanal für Poesie: https://www.kanalfuerpoesie.org/

 

 


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