Die Überblickshefte Horizonte
Die Überblickshefte Horizonte bieten eine erste Orientierung und bereiten ein literarisches Thema anhand von konkreten Textbeispielen auf. Die Teilnehmer*innen erhalten damit gleichzeitig eine Fülle von Buchtipps für die weitere persönliche Auseinandersetzung.
Die Hefte Lektüre
Im Zentrum der Hefte Lektüre stehen drei literarische Publikationen, deren genaue Lektüre und intensive Auseinandersetzung die
Basis für die Beschäftigung mit den Lektüre-Heften bilden. Letztere beinhalten vielfältige Informationen rund um die ausgewählten Bücher, knüpfen an (persönliche) Leseerfahrungen an und laden ein, die erworbenen Wissens-»Horizonte« exemplarisch anzuwenden.
Die Kursmodule
Modul 1: Wiederentdeckte Autorinnen. Geschrieben, vergessen, zurückerinnert.
Nicht alle, die jemals ein Buch veröffentlichten, werden auch heute noch gelesen. Der Strudel der unzähligen vergessenen Namen aber wird durch unverhältnismäßig viele Schriftstellerinnen gespeist. Auch Autorinnen, die Zeit ihres Lebens breit gelesen und rezipiert wurden, die wichtige Stimmen ihrer Epochen waren oder Literaturgeschichte geschrieben haben, verschwanden aus dem kulturhistorischen Gedächtnis, das sich eher an ihre männlichen Kollegen erinnert. So ist uns der Barockdichter Andreas Gryphius nach wie vor bekannt, während die „gekrönte“ Dichterin Gertraud Moller den wenigsten ein Begriff ist. So lesen wir Fontanes „Effi Briest“, aber nicht mehr Gabriele Reuters „Aus guter Familie“. So sind Autorinnen links und rechts aus der Literaturgeschichte gefallen, die auch heute noch mit großem Mehrwert gelesen werden könnten. Einige dieser Schriftstellerinnen aber werden gegenwärtig – oft Jahrzehnte nach dem kollektiven Vergessen – doch wieder zurückerinnert, ihre Nachlässe entstaubt und ihre Werke neu verlegt. Das Modul beschäftigt sich mit der Bedeutung, die vergessene und wiedereverlegten Autorinnen für unser gegenwärtiges Lesen haben können, und beleuchtet dabei auch die Frage nach den Gründen für das Verschwinden, Verblassen und Verlieren weiblicher Erzählstimmen.
Leseheft Horizonte: Nane Pleger hat Anfang 2023 ihr Lehramtsstudium für die Fächer Deutsch & Französisch mit einem Staatsexamen an der Universität Leipzig abgeschlossen. Seitdem lehrt und forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Leipzig im Bereich der Literaturwissenschaft mit einer kritischen, feministischen und intersektionalen Perspektive. Sie promoviert zu Jugendliteratur der „Wendezeit“ in Ostdeutschland. Außerdem schreibt sie als freie Autorin über Bücher, Narrative und vergessene (Frauen-)Geschichte und organisiert Veranstaltungen, um diese Themen öffentlich präsent zu machen. Sie ist seit 2024 im Vorstand der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V., mit der sie die Vergangenheit von Frauen in Leipzig und darüber hinaus sichtbar machen will.
Leseheft Lektüre: Iris Gassenbauer (Germanistin, seit 2023 Leiterin der Literarischen Kurse. Studium der Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst, Fernkurs-Begleiterin der Literarischen Kurse, freie Mitarbeiterin der STUBE – Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur, www.irisgassenbauer.wordpress.com)
Fernkurs-Lektüre: »Viermal ICH« Maria Lazar, 1895 in Wien geboren, zeichnet sich nicht nur durch ihren scharfen und zeitkritischen Blick, den sie als Journalistin für sozialistische Zeitschriften der Zwischenkriegszeit an den Tag legte, aus, sondern auch durch ihre große Sprachbegabung und ihre unkonventionellen Erzählerinnenstimmen. Noch vor wenigen Jahren eine Leerstelle in der österreichischen Literaturgeschichte, wurde Maria Lazar seit ihrer glücklichen Wiederentdeckung zurecht breit und multimedial in die literarische Bedeutsamkeit zurückgeholt. Mit „Viermal ICH“ (verfasst in den 1920er Jahren) beschäftigen wir uns mit einem Roman, der zu Lebzeiten der Autorin nicht verlegt wurde, beinahe hundert Jahre im Nachlass sein verstecktes Dasein fristete und schließlich doch an die Öffentlichkeit gebracht wurde. In einem höchst modern anmutenden Tonfall hält Maria Lazar hier die Geschichte von vier Frauen im atemlosen Bewusstseinsstrom einer namenlosen Ich-Erzählerin fest, setzt sich über Genregrenzen hinweg und zeichnet sich als Sprachkünstlerin aus, die es wert ist, auch Jahrzehnte nach ihrem Tod noch gelesen zu werden. |
• Modul 2: Biografisches Schreiben. Verankert, verortet, konstruiert.
Was braucht es, um ein Leben zu erzählen? Biografien sammeln, sortieren und strukturieren, sie erklären, vereinfachen und beschönigen aber womöglich auch. Immer sind sie eine Art der Identitätsfindung und der (Selbst-)Verortung, die das Dasein eines Menschen zu umreißen und zu fassen versucht. In diesem Modul setzen wir uns damit auseinander, welche Spielarten des biografischen Schreibens von Frauen geprägt sind und welche Prozesse greifen, wenn (weibliche) Leben literarisiert oder in Biografien gegossen werden.
Leseheft Horizonte: Irmgard Kramer, Irmgard Kramer, geboren 1969 in Vorarlberg und aufgewachsen. Vielseitige Autoin für Kinder- und Jugendbücher (Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur für „17 Erkenntnisse über Leander Blum“. Journalistische Beiträge für Magazine, Biografiearbeit, Theaterstücke. Zuletzt: "Hilda" im Falterverlag. https://irmgardkramer.at)
Leseheft Lektüre: Iris Gassenbauer (siehe oben)
Fernkurs-Lektüre: »Nachwelt«
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• Modul 3: Geschlossene Räume. Begrenzt, gefangen, limitiert.
Welche Räume wem zugeordnet werden und wer sich in ihnen bewegen darf, hat viel mit Machtstrukturen, Zuweisungen und nicht zuletzt Unterdrückungsmechanismen zu tun. Nicht immer haben Frauen Räume zum Schreiben, sondern müssen ihr kreatives Schaffen auslagern, an familiäre Umstände anpassen und hinten anstellen. Weitergedacht aber wurden und werden Frauen Räume (und somit auch Rollenbilder) zugewiesen, die oftmals durch Begrenzungen und Einschränkungen gekennzeichnet sind. Das dritte Modul des Fernkurses setzt sich mit zugewiesenen, selbstgewählten und erkämpften (Schreib-)Räumen auseinander und beschäftigt sich auch mit der Frage nach möglichen Prozessen der literarischen Selbstermächtigung im geschlossenen Raum.
Leseheft Horizonte: Susanne Hochreiter (Literaturwissenschaftlerin am Institut für Germanistik der Universität Wien). Ihre Forschungsinteressen beinhalten Geschlechterbeziehungen und -konstruktionen in Literatur und Comics, zudem Queer Theory und Comic Studies.
Leseheft Lektüre: Iris Gassenbauer (siehe oben)
Fernkurs-Lektüre: »Salzruh« Es liegt etwas in der Luft. Das, was die Pension Bertoldi in der Altmark zu einem Ort der Erholung und der Sommerfrische machen soll, ist in ein seltsames Zerrbild gekippt, und ungläubig beobachten wir Leser*innen die Bereitschaft der Gäste, sich in die Gefangenschaft der Wirtin zu begeben. Das, was als fahles Unbehagen heraufdämmert, wird schnell zu einem unheimlichen Spiel der Wirklichkeiten, das in der geschliffenen und hochpoetischen Sprache der Autorin zu einer Narration heranwächst, die zwischen Rebellion und Selbstaufgabe pendelt. Wo liegen die Grenzen des Raumes und die Grenzen der Selbstbestimmung? Wo endet die Sicherheit, aber fängt die Befreiung an? Susan Krellers Roman verschiebt Begrenzungen und in Raumsphären, die für gewöhnlich verschlossen bleiben. |
Einen detaillierten Einblick in die Themen und den Zugang des Fernkurses finden Sie in unserem ausführlichen Informationsheft, das Sie kostenlos und unverbindlich demnächst bei uns bestellen DEMNÄCHST (office@literarischekurse.at) oder >>> hier bald als PDF downloaden können.